Autor*in

Manja Liehr

veröffentlicht am

09.03.2025

Internationaler Frauentag in Seehausen –

Ein  Nachmittag voller Lieder, Geschichten und Visionen
Heute war ich bei einer besonderen Veranstaltung zum Internationalen Frauentag in Seehausen, organisiert von verschiedenen Initiativen, darunter die Gleichstellungsstelle des Landkreises Stendal. Es war ein Nachmittag voller Musik, Geschichten und Forderungen nach echter Gleichstellung – ein Raum für Erinnerung, Austausch und Visionen.
Eine musikalische Reise durch die Ungleichheit
Der ArbeiterInnenliederchor aus Stendal eröffnete die Veranstaltung mit Liedern und Texten, die tief berührten. Sie erzählten von Kämpfen für Frauenrechte, von Ungleichheit, von Widerstand. Mal kämpferisch, mal melancholisch, aber immer mit der klaren Botschaft: Es gibt noch viel zu tun. Ihre Lieder nahmen uns mit auf eine Reise durch Vergangenheit und Gegenwart – eine Reise, die uns alle angeht.
Gewalt gegen Frauen: Hilfe und notwendige Veränderungen
Nach dieser musikalischen Reise wurde es ernst. Die Gleichstellungsstelle des Landkreises Stendal stellte das Netzwerk Gewalt gegen Frauen vor und sprach über die vielen Formen von Gewalt – über das, was sichtbar ist, und das, was oft im Verborgenen bleibt. Über Frauen, die sich nicht trauen, Hilfe zu suchen. Über Strukturen, die versagen. Und über das, was dringend verbessert werden muss. Es wurde auch das Gewaltschutzgesetz erwähnt – ein Gesetz, das schützen soll, aber oft nicht weit genug greift.
„100.000 Mütter“ – Sichtbarkeit für Care-Arbeit
Dann war ich an der Reihe. Ich stellte die Kampagne „100.000 Mütter“ vor, in der ich für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich bin. Ich erzählte von den Initiator*innen und der Notwendigkeit, unsichtbare Care-Arbeit sichtbar zu machen. Denn Care-Arbeit – die Sorge für Kinder, ältere Menschen und das tägliche Funktionieren unserer Gesellschaft – ist das Zentrum unserer Welt. Und trotzdem bleibt sie oft unsichtbar, unbezahlt, unterschätzt.
Ich erklärte, warum wir am 10. Mai vor dem Brandenburger Tor zusammenkommen: Weil es Zeit ist, diese Arbeit in den Mittelpunkt zu rücken. Weil es nicht sein kann, dass so viele Menschen unter der Last der Care-Arbeit zusammenbrechen, während andere davon profitieren. Und weil echte Gleichstellung nur möglich ist, wenn auch diese Arbeit gerecht verteilt und anerkannt wird. Als ich erwähnte, dass das Gewaltschutzgesetz erst 2032 vollständig umgesetzt werden soll, kam eine Stimme aus dem Publikum:
“Da bin ich ja schon tot.”
Dieser Satz ließ mich innehalten. Ich hatte die Zahl einfach so gesagt – 2032 –, aber plötzlich klang sie unfassbar weit weg. Wie kann es sein, dass notwendige Veränderungen so lange dauern? Und was bedeutet das für all die Frauen, die jetzt Schutz brauchen?
Eine Utopie für die Zukunft
Zum Abschluss meines Beitrags las ich unsere Utopie vom 1. März 2025:
“Wir haben damals gesagt, dass Care-Arbeit nicht länger unsichtbar bleibt. Heute wissen wir: Diese Bewegung verändert alles.”
Ich erzählte von einer Zukunft, in der Care-Arbeit endlich als das anerkannt wird, was sie ist: die Grundlage unserer Gesellschaft. In der Sorgearbeit nicht mehr unbezahlt im Schatten bleibt, sondern fair verteilt und gewürdigt wird. In der Frauen nicht mehr kämpfen müssen, um das Selbstverständlichste zu bekommen – Sicherheit, Gleichstellung, Respekt. Eine Zukunft, in der keine Frau mehr in der Rolle derjenigen bleibt, die ständig nach Anerkennung und Unterstützung suchen muss, sondern in der wir alle Verantwortung für die Gemeinschaft tragen.
Ich lud alle ein, Teil der Bewegung zu werden. Am 10. Mai in Berlin oder auf der Website hunderttausendmuetter.de. Mit ihrer Stimme, ihrer Präsenz, ihrer Solidarität.
Zum Schluss bedankte sich Bernd Kloß für diese Utopie. Er sagte, dass wir genau das brauchen – eine Vision.
Und genau das habe ich heute gespürt: Dass wir zwar noch einen weiten Weg vor uns haben, aber dass wir ihn nicht alleine gehen.“
9.3.2025 – Manja Liehr
Alle Artikel