Liebes Tagebuch, heute ist der erste Tag unseres Urlaubs an der Ostsee! Ich bin alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Das Jüngste verreist noch mit mir. Ich arbeite Vollzeit, engagiere mich ehrenamtlich und beruflich für feministische Projekte und kann eine kleine Auszeit am Meer gut gebrauchen. Zeit in die Planung habe ich bisher nicht investiert. Vor gut einer Woche erzählt mir eine Freundin von einer Ferienwohnung, die kurzfristig verfügbar ist. Ich bin so erleichtert, dass ich sie tatsächlich buchen kann. Mein neuer Partner möchte mit seiner Tochter dazukommen. Ich bin glücklich. Der Tag der Abreise beginnt normal hektisch. Zuerst muss ich das Auto holen, das ich mir mit einem der Kindsväter teile. Dann geht es ans Packen und Einräumen mit einem Kind im Teenageralter. Am Morgen haben wir noch einen Termin beim Bürgeramt. Das Kind braucht einen neuen Reisepass. Ich bin gut vorbereitet: biometrische Fotos, die Vollmacht des Kindsvaters, sein alter Reisepass und die nötige Pünktlichkeit. Nach diesem Termin fühle ich mich erleichtert. Die Reise kann beginnen, im übrigen zu zweit. Die Beziehung zu meinem Partner stellt sich als komplizierter heraus, als ich gedacht habe. Gegen 13 Uhr kommen wir im Urlaubsort an, unsere Ferienwohnung ist erst ab 16 Uhr verfügbar. Wir sind hungrig und stellen fest, dass alle Imbisse und Restaurants entweder geschlossen sind oder erst ab Ostern oder ab Mai (?) öffnen. Am Ende genießen wir Brötchen, Käsewürfel, Würstchen und Getränke aus dem Supermarkt auf der Treppe eines heruntergekommenen Gebäudes. Es ist himmlisch. Als wir schließlich in die Ferienwohnung können, bin ich überrascht, wie mondän sie für uns zwei wirkt – aber leider gibt es weder Handtücher noch Bettwäsche. Während ich nach Kaffee suche, durchsucht das Kind das gesamte Haus nach Bettwäsche und Handtüchern. Lagebericht: keine Handtücher, keine Bettwäsche, sehr viel mehr Bettzeug als erwartet und KAFFEE mit Filtertüten. Ich sitze mit einer Tasse Kaffee und einer Orange, während ich darüber nachdenke, wie ich günstig an die fehlenden Handtücher und Bettwäsche komme. Das älteste Kind ruft an und möchte vom Tag an der Uni erzählen. Ein Dozent sei ganz besonders einschläfernd. Ich bekomme den jugendlichen Rat, einfach T-Shirts oder Pullover als Handtücher zu benutzen. Ich bin vergnügt. Irgendwie hört es nie auf, aber es wird auch immer wieder schön. Ich darf gespannt auf das sein, was die nächsten Tage bringen werden. Bis bald, Eine Mutter
Fakten zur Lage Alleinerziehender (Familienbericht 2025)
•1,7 Mio Familien in Deutschland sind alleinerziehend – meist Mütter.
•2,5 Mio Kinder wachsen in diesen Haushalten auf.
•Das Armutsrisiko ist dreimal so hoch wie bei Paarfamilien.
•Viele arbeiten Vollzeit und sind dennoch auf Sozialleistungen angewiesen.
•Fehlende Kinderbetreuung, unsichere Jobs, mangelnde politische Mitsprache sind Alltag.
Unsere Forderungen: Für eine gerechte Sorgegesellschaft
Immer häufiger wird in konservativen oder rechten Kreisen die „Bezahlung von Hausfrauen“ gefordert – etwa von sogenannten „Tradwives“. Doch was zunächst nach Anerkennung klingt, zielt in Wahrheit auf Re-Traditionalisierung: Frauen an den Herd, Männer an die Macht. Das lehnen wir entschieden ab.